Die Fünfziger Jahre:
Aufbau der Verbraucherarbeit
Die Fünfziger Jahre waren von den Erinnerungen an die Entbehrungen der Kriegsjahre und dem aufgrund des
Wirtschaftswachstums ansteigenden Wohlstands geprägt. In dieser Zeit veröffentlichte Ludwig Erhard
sein Buch "Wohlstand für alle". Soziale Marktwirtschaft hieß das Zauberwort der Stunde. Der Staat
sollte einen ordnungspolitischen Rahmen schaffen, in dem sich Wettbewerb entwickeln kann, private Marktmacht
durch Monopole und Kartelle jedoch verhindert wird.
Die Verbraucherzentralen tragen von Anfang an zur Sicherung des Wohlstandes bei, indem sie den Verbrauchern
gezielt Informationen darüber liefern, wie sie mit dem vorhandenen Budget eine optimale Auswahl treffen
können.
1957
Der Aufbau der Verbraucherarbeit ist Frauensache. Bezuschusst vom Land Hessen leistet die Arbeitsgemeinschaft Hessischer Frauen bereits in den Jahren 1957 und 1958 im Rahmen zahlreicher Vorträge und Veranstaltungen Verbraucheraufklärung. Sie ist maßgeblich an der Einrichtung der Verbraucherzentrale Hessen beteiligt.
1958
In Frankfurt am Main, Kassel und Wiesbaden werden im Winterhalbjahr 1958/59 die ersten Verbraucherberatungen gegründet, um Konsumenten zu informieren, zu beraten und aufzuklären. Der aus lokalen hessischen Frauenverbänden bestehende Arbeitskreis Verbraucherberatung hatte diese drei Einrichtungen initiiert, die Finanzierung durch Land und Kommunen sichergestellt und die jeweiligen Räumlichkeiten organisiert.
Parallel dazu bereitet der Arbeitskreis verbraucherinteressierter Verbände die Gründung der Verbraucherzentrale Hessen mit Sitz in Frankfurt am Main vor. Im neu eingerichteten Verbraucherausschuss des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr erwirken die Vertreter dieses Arbeitskreises schließlich die finanzielle Unterstützung durch das Land Hessen. Der Grundstein für die Verbraucherzentrale Hessen ist somit gelegt.
1959
Am 27. Februar 1959 wird die Verbraucherzentrale Hessen in Frankfurt am Main mit Sitz in einem Bürogebäude
in der Schillerstraße / Ecke Biebergasse gegründet. Die Frauen der ersten Stunde, welche die Satzung
der Gründungsversammlung mit unterzeichnet haben, sind Elisabeth von Barsewitsch (1. Vorsitzende), Anne Marie
Heiler (2. Vorsitzende) und Fini Pfannes (Schatzmeisterin).
Die gemeinnützige Organisation möchte die Interessen der Verbraucher fördern und diese durch Aufklärung und
Beratung unterstützen.
Am 15. März nimmt die Verbraucherzentrale Hessen ihre Arbeit auf und knüpft zunächst wichtige Kontakte zu nationalen Institutionen wie zum Beispiel der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V. (AgV), der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), dem Reichsausschuss für Lieferbedingungen (RAL), aber auch zur Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die 1957 durch die Römischen Verträge ins Leben gerufen wurde. Mit ihren 14 Mitgliedsverbänden und den drei Beratungsstellen diskutiert und klärt die Verbraucherzentrale Hessen die Aufgaben und Strukturen der Verbraucherarbeit.
Offiziell wird die Verbraucherzentrale Hessen am 26. Oktober mit einer Veranstaltung in der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main eröffnet. In seiner Ansprache bezeichnet der Staatssekretär des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Reuß die Verbraucherzentrale Hessen als Bindeglied zwischen Verbrauchern, Produzenten und Staat. Anschließend diskutieren Vertreter unterschiedlicher Wirtschaftszweige über die Frage Dient die Werbung dem Verbraucher?
Zeitgleich präsentiert die Verbraucherzentrale Hessen in Frankfurt am Main ihre erste Ausstellung Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, die innerhalb von neun Wochen bereits 2000 Besucher verzeichnet. Ein Ausgangspunkt für diese Schau war auch die im Jahr zuvor erlassene Novelle zum Lebensmittelgesetz, die den Verbrauchervertretern ein Mitwirkungsrecht bei den Durchführungsvorschriften einräumt. Die Arbeitsgemeinschaft Hessischer Frauen machte von diesem Recht sogleich Gebrauch und forderte in einer Resolution an den Bundesrat und das Hessische Ministerium für Wirtschaft und Verkehr, dass Grundnahrungsmittel wie Milch- und Fleischerzeugnisse frei von Fremdstoffen bleiben sollten.
In diesem Jahr gibt die Verbraucherzentrale Hessen erstmals Verbraucher-Informationen heraus, in denen aber zunächst nur für die Mitgliedsverbände über Veranstaltungen und aktuelle verbraucherrelevante Mitteilungen berichtet wird.
Am Ende des Jahres zieht die Verbraucherzentrale Hessen zum ersten Mal um und befindet sich nun gemeinsam mit der Verbraucherberatung Frankfurt am Main im ehemaligen Haus Metropol in der Großen Eschenheimer Straße 33.