Die siebziger Jahre

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Die Siebziger Jahre:
Aufwertung der Verbraucherarbeit in Krisenzeiten

Die seit 1969 amtierende Bundesregierung aus SPD und FDP erkennt die Notwendigkeit von Verbraucherschutz und Verbraucherbildung und legt 1971 ihren ersten Bericht zur Verbraucherpolitik vor. 1972 wird im Bundeswirtschaftsministerium ein Verbraucherbeirat gegründet, zahlreiche Gesetze und Novellen zum Schutz von Konsumenten werden erarbeitet und erlassen.
Für die Verbraucher ist in diesem Jahrzehnt Kostenbewusstsein das ganz große Thema. Einerseits sehen sich die Deutschen mit drastisch steigenden Lebensmittelpreisen konfrontiert, andererseits werden ihnen sehr deutlich die Folgen der Energiekrise vergegenwärtigt. Die Verbraucherzentrale Hessen leistet erstmals durch ihre unabhängige Energieberatung Aufklärungsarbeit. Ökologische Fragen aber treten inzwischen in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens auf.
Der Konsument ist nicht nur selbstbewusster, sondern anspruchsvoller und kritischer geworden. Das merken auch die Berater der Verbraucherzentrale Hessen, denn die Zahl der Beschwerden steigt überproportional. Nicht allein der Preis, sondern eben auch Umweltfreundlichkeit, Energieverbrauch sowie die Zusammensetzung und Langlebigkeit der Produkte interessieren die Ratsuchenden. Die Aufwertung der Verbraucherarbeit durch die damalige Bundesregierung konnte in der Tat zu keinem günstigeren Zeitpunkt erfolgen.

1970

Einführung des Wollsiegels

Das Wollsiegel wird eingeführt: eine Wanderausstellung klärt über das neue Qualitätskennzeichen auf und informiert die Verbraucher über die entsprechenden Vergabekriterien.

Finanzielle Engpässe führen zu Kürzungen des Angebots der Verbraucherzentrale Hessen. Ausstellungen, Vorträge und Publikationen müssen eingeschränkt werden.

In der Beratung engagiert sich die Verbraucherzentrale Hessen jedoch weiterhin und unterstützt neben den bereits angeschlossenen Anlaufstellen fünf weitere Einrichtungen, insbesondere die des Deutschen Hausfrauen-Bund in Bad Hersfeld, Darmstadt, Limburg, Marburg und Bad Wildungen.

1971

Am 20. Oktober gründen die Verbraucherzentrale Hessen, der Verband der Chemischreiniger und der Wäschereiverband die Schiedsstelle für Textilreinigungsschäden. Textilreklamationen können jetzt direkt an die Verbraucherzentrale Hessen verwiesen werden. In den folgenden zwei Monaten liegen der zuständigen Sachbearbeiterin bereits fünfzig Fälle zur Bearbeitung vor.
Obwohl die Reklamationen in den Beratungsstellen mit durchschnittlich 5% nur einen geringen Anteil der Anfragen ausmachen, sind sie doch besonders zeitintensiv, denn nicht selten dauern derartige Beratungsgespräche bis zu einer Stunde. Einmal im Monat werden die eingereichten Textilien gemeinsam mit einem Mitarbeiter des Wäscheverbandes gesichtet und anschließend für jedes einzelne Stück ein Gutachten abgefasst. Problematisch war nicht nur die Kostenintensität, sondern auch die Lagerung der bisweilen sehr hochwertigen und teuren Textilien auf sehr begrenztem Raum im Beratungszentrum Frankfurt. Ende 1998 wird die Schiedsstelle daher aufgelöst.

Fernsehkalorien

Twiggy, ein britisches Model, gilt als neues Schlankheitsideal, dem viele Frauen nacheifern möchten. In den Ernährungsschauen der Beratungsstellen dreht sich daher alles um den Kalorienverbrauch, sei es beim abendlichen Knabbern vor dem Fernseher oder bei anderen Aktivitäten im Alltag.
In einer Informationsveranstaltung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wird sogar der verführerischen Frage Darf‘ s etwas mehr sein? nachgegangen. Letztlich aber lautet die Devise der hessischen Verbraucherschützer: Richtig ernährt - schlank sein.

Neben der Tätigkeit in zahlreichen Ausschüssen arbeitet die Verbraucherzentrale Hessen jetzt auch in einem der Beiräte der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e. V. (AgV) und bei den Arbeitstreffen der Geschäftsführer der Verbraucherzentralen, die für Verbraucherberatung und Verbraucherinformation zuständig sind, mit.

1972

Die Verbraucherzentrale Hessen ist inzwischen zu einer festen Institution geworden. Im Geschäftsbericht von 1972 heißt es:

„Wir haben den Eindruck, dass die Öffentlichkeit die Verbraucherzentrale als eine Art Ombudsmann betrachtet, der nicht nur in reinen Verbraucherfragen angesprochen wird, sondern gewissermaßen als „ein Mädchen für alles” in Anspruch genommen werden kann.“

Insbesondere Verbraucher aus Gegenden ohne Beratungsstelle, aber auch ältere Menschen nutzen hierfür übrigens gerne das Beratungstelefon.

Oft birgt das Kleingedruckte in Verträgen Fallstricke für gutgläubige Menschen. Wortgewandt und in psychologischen Tricks geübt, schaffen Vertreter es immer wieder, arglosen Bürgern ihre Unterschrift abzuringen. Manche sind dabei finanzielle Verpflichtungen eingegangen, die im schlimmsten Fall zu Verschuldung und Existenzkrise führen können. Die Verbraucherzentrale Hessen warnt daher die Verbraucher wiederholt in den Medien, besonders vor Preisausschreiben, die als Lockmittel besonders beliebt und vielfach an Auftragserteilungen gekoppelt sind.

Ausstellung: Textilkennzeichnung

Die Beratungsstelle in Kassel eröffnet eine Ausstellung zum Umweltschutz und weist damit schon früh auf die nicht eben unbedeutende Rolle der Privathaushalte bei der Umweltverschmutzung hin. Ergänzt wird die Ausstellung durch den Film Fünf vor zwölf. Die Schau stößt insbesondere bei Schülern auf großes Interesse.

Im August tritt das neue Textilkennzeichnungsgesetz in Kraft. Die Verbraucherzentrale Hessen klärt über diesen Erlass und die neuen Pflegesymbole im Rahmen von Informationsschauen in ihren einzelnen Beratungsstellen auf.

1973

In Hanau wird eine weitere Beratungsstelle eröffnet und die Verbraucherberatungsstelle der Arbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft in Rüsselsheim mit neuer Nebenstelle in Raunheim entscheidet sich für den Anschluss an die Verbraucherzentrale Hessen, der im darauffolgenden Jahr vollzogen wird.

Gemeinsam für vernünftige Preise! Die Inflation der Lebensmittelpreise ist Anlass entsprechender öffentlicher Aktionen der Verbraucherzentrale Hessen. Gemeinsam mit der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz wird mit Vertretern der Wirtschaft im großen Festsaal des Frankfurter Palmengartens über die Preissteigerungen diskutiert. In Rüsselsheim machen die Beraterinnen im Rahmen der 4. Woche des Verbrauchers auf Differenzen von bis zu 152 Prozent zwischen empfohlenen Richtpreisen und den vom Händler geforderten Preisen aufmerksam. In Frankfurt beispielsweise setzen die dortigen Beratungskräfte auf die Stärkung der Alltagskompetenzen bei Schülern und führen mit diesen Preisvergleiche unmittelbar in den Läden durch.

Wanderausstellung: Gefahrenquellen im Haushalt und wie man sie vermeidet

Gefahrenquellen im Haushalt und wie man sie vermeidet: glatte Fußböden, Leitern, Fenster, Kabel, Steckdosen und giftige Reinigungsmittel können besonders für Kinder riskant sein. Im Rahmen einer Wanderausstellung möchte die Verbraucherzentrale Hessen zur Unfallverhütung in den eigenen vier Wänden beitragen.

Die Verbraucherzentrale Hessen ist erstmals in der Prüfungskommission für das Gütesiegel der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) tätig. Insgesamt 15 Bauernhöfe werden hinsichtlich Qualität und Hygiene kontrolliert, 13 davon erhalten die Auszeichnung. Darüber hinaus zeigt der Fernsehfilm Urlaub auf dem Bauernhof die Prüfer bei der Arbeit.

1974

Das Jahr der Erweiterungen für die Verbraucherzentrale Hessen - diese rückt dem Ziel, ein flächendeckendes Beratungsnetz zu schaffen, ein gutes Stück näher. Die Beratungsstelle Rüsselsheim wird integriert, in Frankfurt zieht das Beratungszentrum in eigene Räume im Erdgeschoss der Berliner Straße 27, aber auch die Mitarbeiter in Erbach wechseln den Standort. In Wiesbaden wird die Beratungsstelle sowohl räumlich als auch personell erweitert und in Kassel werden zwei Ganztagsstellen geschaffen.
Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V. (AgV) beginnt zudem mit dem Aufbau eines einheitlichen, zentralen Informationssystems in den Verbraucherzentralen.

Informationen zum Preisvergleich bei Lebensmitteln

Bedingt durch die steigenden Preise verdreifachen sich die telefonischen Anfragen. Auch die Reklamationen steigen weiter, gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent. Die Verbraucherzentrale Hessen kann in annähernd 80 Prozent der Anliegen durch Vermittlung und gütliche Einigung zu einem positiven Ausgang verhelfen, die übrigen Fälle werden an Anwälte weitergeleitet.

Bei Wettbewerbsverstößen wird zudem der Verbraucherschutzverein (VSV) eingeschaltet. Es handelt es sich dabei vielfach um Beschwerden über Lieferfristen für Möbel, unlauteren Wettbewerb bei Haustürgeschäften, schlechten Kundendienst sowie defekte elektrische Geräte und Anlagen. Auf Platz zwei stehen Textilreklamationen, dicht gefolgt von Lebensmittelbeschwerden.

Infoschau: Chemiefasern

In einer öffentlichen Aktion fordert die Verbraucherzentrale Hessen eine Überprüfung der Trinkmilchpreise. Eine entsprechende Resolution wird an den hessischen Wirtschaftsminister geschickt.

Erstmals werden die Verbraucher-Mitteilungen herausgegeben und an die Presse und Interessierte verteilt. Die Publikation erscheint einmal im Monat in einer Auflage von 250 Exemplaren, die Verbraucherzentrale Hessen liefert hierin einen Konjunkturbericht über die Wirtschaftsentwicklung und die Preistendenzen in der Bundesrepublik. Ferner übt sie auch scharfe Kritik an der Preispolitik der Energieversorgungsunternehmen. Verbraucher hingegen werden unter anderem über ihr Widerrufsrecht bei Abzahlungsgeschäften und ihre Ersatzansprüche bei Pauschalreisen informiert. Und angesichts der wirtschaftlichen Rezession appelliert man an die Konsumenten: Ernste Zeiten erfordern mehr Preisbewusstsein.

Ebenfalls neu im Angebot der Verbraucherzentrale Hessen ist die Wohnberatung. Fast 200 Besucher machen sich über Inneneinrichtung, Fußböden und Gardinen kundig. Zudem geben die Beraterinnen Tipps und Anleitungen für den kreativen Eigenbau von Möbeln.

Auf zahlreichen Veranstaltungen wird in diesem Jahr die Informationsschau des Hessischen Wirtschaftsministeriums Verbraucher - Partner am Markt gezeigt.

1975

Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft verabschiedet in Anlehnung an die Forderungen John F. Kennedys aus dem Jahr 1962 eine Charta mit grundlegenden Rechten des Verbrauchers als erstes verbraucherpolitisches Programm.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen - leider nicht nur Erfreuliches. Der Trend zu Pauschalreisen ist Ausdruck einer immer stärkeren Verlagerung eigener Tätigkeiten in die Hände von Dienstleistungsunternehmen. Bunt bebilderte Kataloge verschaffen einen Vorgeschmack auf den Urlaub, schnell ist der Vertrag unterschrieben und die Abreise steht unmittelbar bevor. Doch oft ist die Enttäuschung groß, denn der Strand ist zum Beispiel nur mit dem Auto zu erreichen, die Hygiene in der Unterkunft mangelhaft und der Swimmingpool befindet sich noch im Bau. Allein in diesem Jahr steigen die Reklamationen über Reiseunternehmen von 2 auf 10 Prozent. Die Verbraucherzentrale Hessen empfiehlt daher den Verbrauchern, auch das Kleingedruckte in Verträgen gründlich zu lesen, denn die Rücktritts- und Haftungsbedingungen sind entscheidend für spätere Regressansprüche.

Ausstellung: Das neue Lebensmittelgesetz

Lehrschau: Exotische Früchte und Gemüse

Ansagedienst der Verbraucherzentrale Hessen

Die Verbraucherzentrale Hessen klärt die Verbraucher in ihrer Ausstellung Das neue Lebensmittelgesetz über alle relevanten neuen Bestimmungen auf. Die Schau wird auch auf dem Hessentag in Wetzlar präsentiert und findet große Beachtung in den Medien.

Der internationale Markt liefert neue Geschmackserlebnisse, sorgt beim Verbraucher aber auch für Verwirrung. Die meisten Menschen wissen noch nichts über Herkunft, Inhaltsstoffe oder Zubereitung der aus fernen Ländern stammenden Lebensmittel. Die Lehrschau Exotische Früchte und Gemüse sorgt deshalb für mehr Klarheit. Und die erweiterte Gewürzpalette ist Thema einer eigenen Gewürzausstellung.

Noch eine weitere Ausstellung der Verbraucherzentrale Hessen findet Beachtung: Der Lebensraum des Kindes. Vom 16. September bis 31. Dezember wird in Frankfurt unter anderem über Ernährung, Spielzeug, Sicherheit im Haushalt und Verkehr sowie das Wohnen mit Klein- und Schulkindern informiert.

Die Verbraucherzentrale Hessen kooperiert vielfach mit Presse, Funk und Fernsehen und sorgt auch durch regelmäßige Pressekonferenzen für eine breite Aufklärung. Im Hessischen Rundfunk bringt die Sendung Unterwegs in Hessen die aktuellen Verbraucherinformationen und auch in der abendlichen Hessenschau wird immer wieder über die Veranstaltungen der Verbraucherzentrale Hessen berichtet.

Ab dem 1. Februar liefert der Telefontipp den Verbrauchern aktuelle Informationen rund um die Uhr. Zuerst ist dieser Ansagedienst noch auf Frankfurt beschränkt, er kann aber alsbald unter einer vereinheitlichten Nummer in ganz Hessen abgerufen werden.

Angesichts der drastischen Preissteigerungen veranstaltet die Verbraucherzentrale Hessen im September in den Beratungsstellen in Wiesbaden, Rüsselsheim, Frankfurt und Gießen gemeinsam mit dem Institut für angewandte Verbraucherforschung jeweils eine Pressekonferenz zu diesem Thema.

Wo drückt der Schuh? Mehrere gemeinsame Veranstaltungen der Verbraucherzentrale Hessen mit dem Deutschen Schuhinstitut zeigen den Verbrauchern, wie wichtig gutes Schuhwerk ist und was man beim Kauf zu beachten hat.

Wieder einmal werden in zwei Beratungsstellen die Umzugskisten gepackt: die Rüsselsheimer ziehen aus der alten Kantschule in das Heimatmuseum, woraufhin die Besucherzahlen merklich steigen. Die Mitarbeiter in Gießen verlassen das Behördenhochhaus und quartieren sich in neuen Räumen in der Südanlage ein.

Die Verbraucherzentrale Hessen empfängt am 28. Oktober Gäste aus dem Better Living Center in Tokio und informiert diese über die Verbraucheraufklärung in Deutschland. Der Kontakt wird auch weiterhin aufrechterhalten.

Ehrenvolle Auszeichnung für Dr. Hilde Miedel: aufgrund ihres Engagements im Verbraucherschutz wird der ehemaligen Vorsitzenden der Verbraucherzentrale Hessen im April das Bundesverdienstkreuz verliehen.

1976

Da die Beratungsnachfrage weiter steigt, aber keine Mittelaufstockung in Sicht ist, initiiert die Verbraucherzentrale Hessen ein Selbstinformationssystem. Die Telefonanlage wird ausgebaut, die Auflage von Broschüren und Merkblättern gesteigert, das Projekt Infobibliothek in der Verbraucherzentrale Hessen, das Lehrmaterial für Schulen liefert, gestartet, sowie mobile wie stationäre Infostände konzeptioniert.

Die Verbraucherzentralen erhalten die Befugnis, mit einer Unterlassungsklage gegen unzulässige Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) vorzugehen.

In diesem Jahr beginnt die Verbraucherzentrale Hessen mit ihren Zielgruppenprogrammen und bezieht sozial Schwache, Kinder und Senioren in die Verbraucherbildung mit ein. Besonders die positive Resonanz auf eine Schuhmodenschau für Senioren, die übrigens 1978 anlässlich der Eröffnung der neuen Räume der Beratungsstelle Darmstadt erneut veranstaltet wird, verdeutlicht das große Informationsbedürfnis der älteren Generation, das bisher vernachlässigt wurde.

Von der Wohnberatung wird die Ausstellung Wohnen 1976 mit Tapeten, Teppichen und Gardinen vorbereitet. In den Beratungsstellen wird außerdem in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Berlin eine Orientteppichausstellung gezeigt.

In den Läden beschränken sich die Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Hessen im Rahmen ihrer Markt-Checks mittlerweile nicht mehr nur auf bloße Preisvergleiche. Die korrekte Lagerung und Kühlung insbesondere von Milch- und Fleischprodukten wird ebenso kontrolliert wie die Einhaltung der Preisauszeichnung und Hygienevorschriften. Im Rahmen einer Verbraucherbefragung ermittelt man obendrein die Meinung der Einkaufenden zur Klarheit der Kassenzettel.

Die bisher vom lokalen Hausfrauen-Bund betriebene Verbraucherberatung Darmstadt schließt sich der Verbraucherzentrale Hessen an.

1977

Informationen zur gesunden Ernährung

Broschüre: Verpackung unter der Lupe

Infostand zum Gesetz zur Regelung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen

Während die durchschnittliche Wochenarbeitszeit abnimmt, steigt die Bedeutung der Freizeitgestaltung und der damit verbundene Beratungsbedarf enorm. Die Wohnung ist nicht einfach mehr nur ein Dach über dem Kopf, der Garten dient der Erholung, das Kochen wird zu einem exotischen Erlebnis und Heimwerkermärkte haben Hochkonjunktur. Die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und die Suche nach Lebensqualität verändern schließlich die Maßstäbe einer Gesellschaft im Wandel.

Präventionsaktion mit dem Gesundheitscomputer: innerhalb von zwei Wochen werden 3.500 Interessierte im Beratungszentrum Frankfurt registriert. Die meisten davon unterziehen sich dem kostenlos angebotenen Gesundheitstest und lassen sich anschließend ihren persönlichen Herz-Kreislauf-Risikopass ausstellen.

Immer mehr Familien zieht es am Wochenende in die Wälder. Mit Körben ausgestattet wird nach wilden Früchten gesucht, die entweder gleich verzehrt, zu Hause zubereitet oder auch eingemacht werden. Die zum Saisonbeginn präsentierte Pilzausstellung zeigt sämtliche genießbaren Pilze, verweist auf die charakteristischen Merkmale der giftigen Arten und klärt über Inhaltsstoffe, Lagerung und Zubereitung auf.

Die Ausstellung Verpackung unter der Lupe der Verbraucherzentrale Hamburg, die in diesem Jahr von der Verbraucherzentrale Hessen übernommen wird, verdeutlicht anschaulich das Prinzip der Mogelpackung anhand zahlreicher Beispiele.

Im Rahmen der seit 1967 im Zweijahresturnus veranstalteten Woche des Verbrauchers thematisiert die Verbraucherzentrale Hessen schwerpunktmäßig das neue Gesetz zur Regelung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen.

Die Zielgruppenarbeit wird auf Spätaussiedler ausgedehnt. Aufgrund ihrer Sprachschwierigkeiten und ungeübt in der freien Marktwirtschaft sind sie leichte Beute für unseriöse Anbieter. Daher werden die Aussiedler von den Beratern über das Warenangebot in der Bundesrepublik Deutschland unterrichtet und über das Kaufrecht aufgeklärt.

Aufgrund der finanziellen Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr kann die Verbraucherzentrale Hessen mit dem Aufbau ihrer Infostände beginnen und richtet die ersten dieser Art in Frankfurt, im Flüchtlingswohnheim in Frankfurt-Heddernheim und in Neu-Isenburg ein. Zwei Aktenwagen mit alphabetisch geordneten Mappen und die Zeitschrift test der Stiftung Warentest stehen zur Einsichtnahme bereit, Handzettel und Merkblätter können kostenlos mitgenommen werden. Es sind sämtliche Themengebiete von Ernährung über Haushaltsführung bis hin zu den Verbraucherrechten vertreten.

Broschüre: Kontogebühren

In einer groß angelegten Umfrage hat die Verbraucherzentrale Hessen die Kontogebühren von insgesamt 467 Geldinstituten ermittelt, die Ergebnisse werden in einer Broschüre zusammengestellt. Verbraucher haben damit eine wichtige Orientierungshilfe bei der Auswahl ihrer Bank zur Hand.

Im Europäischen Parlament wird erstmals ein Fachausschuss ins Leben gerufen, der sich mit Verbraucherschutz befasst.

1978

Durch die beiden Ölkrisen ist Verbrauchern und Regierung die Begrenztheit der Ressourcen vor Augen geführt worden, die steigenden Energiepreise tun ihr Übriges. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände startet daher ihr Energieberatungsprojekt in den Verbraucherzentralen. Die Verbraucherzentrale Hessen engagiert als erste einen Architekten für die kostenlose und anbieterunabhängige Energieberatung. Darüber hinaus stehen der Verbraucherzentrale Hessen fünf Architekten als freie Mitarbeiter zur Verfügung.

„Bitte schreiben Sie mir doch, wie viel Strom eine Glühbirne verbraucht!“
Sinnvolle Energieeinsparung ist eine ebenso verbraucher- wie umweltfreundliche Maßnahme und besonders das Interesse an Fragen der Beheizung und Wärmedämmung entsprechend groß. Im Beratungszentrum Frankfurt wird daher die Ausstellung Wärmedämmung gezeigt.

Dem Nachwuchs eine Chance: die Wohnberatung der Beratungsstelle Wiesbaden wird von Studenten der dortigen Fachhochschule durchgeführt. Auf der Messe Leben - Wohnen -Freizeit wird die umfangreiche Ausstellung Möbel zum Selbermachen gezeigt. Neben den selbst entworfenen Prototypen von Möbeln, Zeichnungen und Modellfotos werden auch Informationen zu Holzverbindungen, Werkstoffen und zur Oberflächenbehandlung gegeben. Bei Fachleuten findet der Stand der Verbraucherzentrale Hessen breite Anerkennung.

Wanderausstellung: Brot

Die Verbraucherzentrale Hessen führt ihre erste Flughafen-Ausstellung durch. Zwei Monate lang werden dort die drei Wanderausstellungen Wäscheschrank heute, Verpackung unter der Lupe und Brot gezeigt. Mit 119.000 Personen wird ein Besucherrekord erzielt und die Empore des Rhein-Main-Flughafens zum festen Ausstellungsort der Verbraucherzentrale Hessen.

Im Rahmen einer Initiative der Europäischen Gemeinschaft startet die Verbraucherzentrale Hessen ihre Schulmilch-Aktion. In Zeiten von Cola und Süßgetränken sollte der Milch ein ihrer großen ernährungswissenschaftlichen Bedeutung entsprechender Rang zugewiesen werden. Unter dem Motto Schulmilch, die teuerste Milch, die es gibt setzt sich die Verbraucherzentrale Hessen für niedrigere Preise ein und gemeinsam mit protestierenden Eltern gegen unwillige Molkereien, Lieferanten und Hausmeister durch. Tranken die hessischen Schüler vorher rund 130 Tonnen Milch, so wuchs der Milchkonsum durch diese Maßnahmen auf stattliche 1.000 Tonnen pro Monat.

Broschüre: Älter werden - bequemer leben

Die Verbraucherzentrale Hessen klärt im Rahmen ihres Seniorenprogramms ältere Menschen in den Bereichen Verbraucherschutz, Ernährung und Wohnen auf. Eine Ausstellung Älter werden - bequemer leben stößt auf reges Interesse, die entsprechende Broschüre findet reißenden Absatz.

Der Blaue Engel als Prüf- und Gütesiegel für besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen wird eingeführt. Die Kriterien dieses Prüfsiegels werden in den nachfolgenden Jahren vom Gesetzgeber verändert und verschärft.

Die Verbraucherzentrale Hessen baut ihr Selbstinformationssystem weiter aus, vier neue Infostände in Wiesbaden, Riedstadt, Maintal-Bischofsheim und Langen werden eröffnet, bevorzugt in Rathäusern und Stadtbüchereien. In den Beratungsstellen werden die Infotheken zur Einsichtnahme für Ratsuchende konsequent erweitert.

Die Beratungsstellen sind weiterhin voll ausgelastet, denn persönliche Beratungsgespräche werden qualitativ anspruchsvoller und immer zeitintensiver. Und so nutzt eine stetig wachsende Zahl von Ratsuchenden auch die indirekten Beratungsmöglichkeiten über Telefon und Brief. Die telefonischen Kontakte sind in diesem Jahr um 40, die brieflichen um 120 Prozent gestiegen. Daher wird der telefonische Ansagedienst auf ganz Hessen ausgeweitet.

Auch die Reklamationen nehmen zu, insgesamt steigern sie sich um 30 Prozent. Daher wird nun erstmals in allen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Hessen eine Rechtsberatung durch Honoraranwälte angeboten. Dies ist erstmals möglich, weil die Bundesregierung den Verbraucherzentralen die Befugnis zur außergerichtlichen Rechtsberatung und Rechtsbesorgung im Rechtsberatungsgesetz eingeräumt hat.

1979

In Hessen geht die Mobile Energieberatung auf Tour. In dem doppelstöckigen Bus der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V. (AgV) fahren Architekten und Heizungsingenieure durch das ganze Bundesland und beraten interessierte Verbraucher. Die Energieberatung gibt zahlreiche Merkblätter über Energiesparen, Wärmedämmung und Heizkostenabrechnung heraus, in den Verbraucher-Mitteilungen werden zusätzlich die Autofahrer zum Benzinsparen aufgerufen.

Die Reiseveranstalter reagieren auf die gestiegenen Energiepreise mit einem so
genannten Ölzuschlag, worauf potentielle Urlauber verärgert reagieren und sich von der Verbraucherzentrale Hessen über ihre rechtlichen Möglichkeiten beraten lassen.

Immer mehr Kinder und Jugendliche ernähren sich falsch. Gerade in der Schule werden Pausenbrot und Milch häufig durch Limonadengetränke und Süßigkeiten ersetzt, wie Befragungen von Schulkindern und die Durchsicht von Schulabfalltonnen ergaben. Nach der Schulmilch-Kampagne des Vorjahres macht die Verbraucherzentrale Hessen im Rahmen der Aktion Schulmilchfrühstück auf die Mißstände aufmerksam und gibt wichtige Tipps für ein kindgerechtes Frühstück.

Die Verbraucherzentrale Hessen feiert in diesem Jahr unter anderem mit einem Festakt im Frankfurter Römer ihr zwanzigjähriges Bestehen und eröffnet drei weitere Infostände in Trebur, Offenbach und Mühlheim am Main.