Die achtziger Jahre

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Die Achtziger Jahre:
Professionalisierung der Verbraucherarbeit in Zeiten wirtschaftlicher Rezession

Einerseits wird der Lebensstandard der Deutschen höher, das Markenbewusstsein wächst und auch Arbeiter können sich ein Auto und Urlaub leisten. Andererseits aber sind viele Bürger durch die Wirtschaftskrise zu Beginn dieses Jahrzehnts von Arbeitslosigkeit betroffen. Die drastischen Einschnitte in der Sozialpolitik bekommen besonders Rentner, kinderreiche Familien, allein stehende Mütter, Kranke und Arbeitslose zu spüren. Dennoch werden Kredite gesellschaftsfähig. Denn jeder möchte beim Konsumieren mithalten können. Lebensmittelskandale erschüttern zunehmend das Vertrauen der Verbraucher in die Lebensmittelerzeuger. Der Körperkult kommt auf und treibt Konsumenten in Fitness-Studios.
Die Verbraucherzentrale Hessen beschreitet in den Achtziger Jahren durch die Rechtsberatungsbefugnis juristisches Neuland und nimmt zunehmend Beratungen zu Finanzdienstleistungen in ihr Angebot mit auf.

1980

Annelie Tuchscheer wird 1. Vorsitzende der Verbraucherzentrale Hessen und Hartmut König übernimmt Mitte des Jahres die Leitung der Ernährungsabteilung.

Aufgrund der Änderung des Rechtsberatungsgesetzes vom 18. August erhält auch die Verbraucherzentrale Hessen die Rechtsberatungserlaubnis.

Seit 1975 stiegen die Verbraucherkontakte der Verbraucherzentrale Hessen um 50 Prozent, die Erweiterung der Planstellen hingegen lediglich um 17 Prozent. Infolge dieses Personalmangels stagnieren die Beratungszahlen, Ratsuchende müssen nicht nur lange Wartezeiten für einen Termin, überlastete Telefone sowie verkürzte Beratungs- und Öffnungszeiten hinnehmen. Auch an Messen kann sich die Verbraucherzentrale Hessen nur noch sehr begrenzt beteiligen. Zudem wird der Infostand in Raunheim geschlossen. Der telefonische Ansagedienst hingegen wird umso bedeutender. Er verzeichnet einen Nutzungszuwachs von 107 Prozent.

Erste Erfolge in der Zielgruppenarbeit zeichnen sich ab. Besonders Senioren und Seniorinnen nehmen das Beratungsangebot der Verbraucherzentrale Hessen in Anspruch.

Ausstellung: Kaffee

Zwei Ausstellungen präsentieren die Ernährungsexperten der Verbraucherzentrale Hessen in diesem Jahr: Alkoholfreie Getränke und Kaffee. Inhaltsstoffe, Sortenvielfalt und Zubereitungsarten, aber auch die Geschichte des Kaffees werden den Besuchern veranschaulicht.

Synthetisches Östrogen im Kalbfleisch und Krebs erzeugendes Hexachlorcyclohexan (HCH) in Milch und Kaninchenfleisch: die Verbraucherzentrale Hessen warnt die Bevölkerung vor diesen bedenklichen Substanzen.

Zeigt her eure Schuhe! In der gleichnamigen Ausstellung gibt die Verbraucherzentrale Hessen Empfehlungen für den Schuhkauf. Verbraucher unterschätzen vielfach die gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Denn schlechtes Schuhwerk kann immerhin zu schmerzhaften Haltungsschäden, Missbildungen und Gelenkverknöcherungen führen.

Umweltbewusstsein auch in punkto Warenverpackungen: im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Verpackungsherstellern, -lieferanten und Designern erörtert die Verbraucherzentrale Hessen das Problem von Mogelpackungen und das Recycling verschiedener Verpackungsmaterialien.

1981

In diesem Jahr ist keine Erhöhung der öffentlichen Finanzmittel für die Verbraucherzentrale Hessen und auch keine weitere Finanzierung der ABM-Stellen vorgesehen. Die Öffentlichkeitsarbeit wird daraufhin eingeschränkt, die Wohnberatung eingestellt, die Infotheken zur Selbstinformation hingegen werden ausgebaut. Erstmals seit ihrer Gründung verzeichnet die Verbraucherzentrale Hessen einen Rückgang bei den Beratungszahlen, diese sinken um 13 Prozent.

Die auf große Resonanz stoßende Zielgruppenarbeit für Senioren wird fortgesetzt. Hierbei wird der Schwerpunkt auf die Ernährung gelegt. Denn mit dem Alter ändern sich die Bedürfnisse des Körpers. Die Verbraucherzentrale Hessen stellt hierzu unter anderem eine Kochbuchliste für Senioren und kleine Haushalte zusammen.

Ausstellung: Käse von A bis Z

Herstellung und Zusammensetzung des vielfach unterschätzen Lebensmittels Käse werden in einer entsprechenden Produktschau vorgestellt. Aber auch die Belastung des wertvollen Eiweiß- und Kalziumlieferanten mit Schadstoffen und Rückständen wird von den Experten der Verbraucherzentrale Hessen thematisiert.

Vorrat - und alles, was dazugehört! Bevorratung ist ein wesentliches Kriterium für wirtschaftliches Haushalten. Eine Ausstellung der Verbraucherzentrale Hessen informiert über geeignete Aufbewahrungsmöglichkeiten für Lebensmittel, die richtigen Lagerungszeiten und -temperaturen sowie über die angemessene Ausstattung und Pflege der Hausapotheke.

Vier Kinder werden als Testkäufer in die Läden geschickt, um die Abgabe von Alkohol gemäß gesetzlicher Vorgaben zu überprüfen. Das Ergebnis ist ernüchternd, 95 Prozent der Händler verkauften den Kindern Wein und Bier, 78 Prozent sogar Spirituosen. Die Verbraucherzentrale Hessen kritisiert den unzureichenden Umgang mit dem Jugendschutzgesetz und informiert die Öffentlichkeit über diesen Missstand.

Die Ernährungsabteilung klärt die Verbraucher in diesem Jahr zudem über Alkohol in Medikamenten, gesundheitsgefährdende Nitrosamine, die beim Braten von Pökelware entstehen, Salmonellen und Rückständen in Milch und Käse sowie die neuen Hausmarken der Supermärkte, die so genannten No-Name-Produkte, auf.

Aufgrund der wirtschaftlichen Rezession in den Jahren 1981 und 1982 steigt die Nachfrage nach preiswerten Geräten und Gebrauchsgegenständen. In den einzelnen Stützpunkten der Verbraucherzentrale Hessen machen 1981 solche Produktinformationen 75 Prozent der Beratungen aus.

Per Rad in die Zukunft. Auch aufgrund des wachsenden ökologischen Bewusstseins wird das Fahrrad zunehmend zu einem gefragten Freizeitartikel. Die Beratungen der Verbraucherzentrale Hessen beinhalten neben den technischen Aspekten auch Fragen zum Umweltschutz und zum gesundheitlichen Nutzen des Drahtesels.

1982

Ausstellung: Hausmüll

Im Rahmen der Ausstellung Hausmüll klärt die Verbraucherzentrale Hessen über die Folgen, welche die Nutzung von Einweg-Verpackungen mit sich bringt, auf. Sie thematisiert Müllvermeidung und -trennung ebenso wie das Ressourcen schonende Recycling.
Die Ausstellung Gärtnern ohne Gift soll die Besucher für mehr ökologisches Bewusstsein sensibilisieren. Klein- und Schrebergärtner können mit wenig Aufwand und ohne den Einsatz von Chemikalien ihren Beitrag dazu leisten, das Gleichgewicht der Natur im Lot zu halten. Sie wird in allen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Hessen präsentiert.

Kariesgefahr Zuckertee! In einer groß angelegten Informationskampagne warnt die Verbraucherzentrale Hessen vor gezuckertem Kindertee. Der in Babynahrung versteckte Zucker ist schädlich. Besonders das lange Nuckeln an den Trinkfläschchen führt zu einer ständigen Umspülung der Zähne mit Zucker und bedingt Karies. Zum Ärger der Süßwarenhersteller fordert die Ernährungsabteilung ein generelles Verbot von gesundheitsbezogener Werbung für stark zuckerhaltige Lebensmittel.

Darüber hinaus warnt die Verbraucherzentrale Hessen vor Schadstoffrückständen in der Muttermilch und im Fleisch. Besonders die Nutzung von synthetischem Östrogen in der Kälbermast verunsichert die Verbraucher hinsichtlich der Fleischqualität. Fleischerzeuger hingegen sind über die Aufklärungsarbeit der Verbraucherzentrale Hessen sehr aufgebracht und weisen jegliche Schuld von sich.

Das Land Hessen kürzt seine finanziellen Zuwendungen. Die Verbraucherzentrale Hessen sieht sich daher gezwungen, Druckerzeugnisse nur noch gegen Gebühr an die Verbraucher herauszugeben. Die Auflagen von Verbrauchermitteilungen und Merkblättern werden gesenkt. Zudem werden für Ernährungskurse, ausgeliehene Ausstellungen und die schriftliche Rechtsberatung Entgelte erhoben. Die Verbraucherzentrale Hessen bittet außerdem verstärkt um Spenden, um ihr Budget aufzubessern.

1983

Ausstellung: Dicke Versprechen – magere Erfolge

Kampagne zur Aufklärung über Cadmium

Dubiose Schlankheitsmittelchen sind ein Dauerthema für die Ernährungsabteilung der Verbraucherzentrale Hessen. In der Ausstellung Dicke Versprechen – magere Erfolge, die auch auf dem Hessentag in Lauterbach gezeigt wird, stellen die Experten sämtliche Arten von angepriesenen Wundermitteln zur schnellen Gewichtsabnahme vor und klären Besucher über die Risiken und die irreführende Werbung für die vielfach unwirksamen Produkte auf.

Falsche Essgewohnheiten in Kombination mit unzureichendem Ernährungswissen führen besonders bei sozial schwachen Familien aufgrund mangelnder Bildungschancen zu Übergewicht und Fehlernährung. Die Verbraucherzentrale Hessen leistet unter anderem in ihren Ernährungskursen zielgruppenorientierte Ernährungsbildung.

In einer großen Kampagne klärt die Verbraucherzentrale Hessen über Cadmium auf. Die problematische Substanz findet sich zum Beispiel in bunten Plastikbehältern und Kunststofffenstern, gelangt durch die Müllverbrennung in die Umwelt und somit über die Nahrungskette zum Menschen. Nierenversagen und Nervenschäden drohen bei Überschreitung der Grenzwerte. Die Verbraucherzentrale Hessen ruft zum Boykott des „Plastikzeugs“ auf und erreicht schließlich gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V. (AgV) und den anderen Verbraucherzentralen den Verzicht der Hersteller auf Cadmium als auch die erforderliche Umstellung bei den Herstellungsverfahren.

Nicht alle „Lebenselixiere“ sind empfehlenswert. Die Verbraucherzentrale Hessen warnt besonders Senioren vor fragwürdigen Stärkungsmitteln, die ewige Jugend, Spannkraft und Attraktivität versprechen.

Die Verbraucherzentrale Hessen startet ihre Kreditaktion und berechnet mittels eines Computerprogramms Kreditverträge neu. Die Zinsen zahlreicher Abschlüsse dieser Art sind viel zu hoch und deshalb nach aktueller Rechtslage sittenwidrig. Die Resonanz auf dieses Angebot ist so groß, dass die Verbraucherzentralen in Hamburg und Nordrhein-Westfalen die hessischen Kollegen bei der Überprüfung unterstützen.

Die Verbraucherzentrale Hessen wird Mitglied im Börsenverein des Deutschen Buchhandels und kann aufgrund dieser Verbandszugehörigkeit durch den Bücherverkauf höhere Eigeneinnahmen erlösen.

1984

In der Ausstellung Wasser – ohne Wasser kein Leben werden Verbraucher mit harten Fakten konfrontiert. Persönlicher und industrieller Wasserverbrauch und –verschwendung werden ebenso thematisiert wie die Verunreinigung des kostbaren Lebensmittels. Außerdem gibt die Verbraucherzentrale Hessen Empfehlungen für den sparsamen Verbrauch und den nachhaltigen Umgang mit Wasser.

Die Wohnberatung kann wieder fortgesetzt werden. Besonders viele Anfragen erreichen die Verbraucherzentrale Hessen zur Belastung der Raumluft durch Holzschutzmittel und Formaldehyd.

Ausstellung: Bio oder Reform

Ausstellung: Was tun bei Ärger mit Lebensmitteln?

Gesunde Vollwerternährung wird den Verbrauchern nahe gebracht, auch mittels der beiden Ausstellungen Getreide und Bio oder Reform. Interessierte erfahren etwas über die Vielfalt der Getreidesorten, deren Inhaltsstoffe und Verwendung. Außerdem erklären die Experten die Unterschiede der unterschiedlichen Siegel und Zeichen und ob es sich bei diesen tatsächlich um Qualitätsangaben oder Irreführung handelt. Hinsichtlich der eingetragenen Warenzeichen Demeter, Bioland, ANOG und Biodyn veranschaulicht die Verbraucherzentrale Hessen deren unterschiedliche Anbaurichtlinien.

Die Verbraucherzentrale Hessen verzeichnet unterschiedlichste Missstände im Lebensmittelbereich: falsches Gewicht von Eiern und Obstkörbchen, verschimmeltes Brot und falsche oder fehlende Kennzeichnungen. In ihrer Ausstellung Was tun bei Ärger mit Lebensmitteln? bietet sie daher verunsicherten Verbrauchern Orientierung und Hilfestellung bei Lebensmittelreklamationen.

Die Zielgruppenarbeit mit Kindern wird zu einem dreistufigen Programm ausgebaut, bei dem Kinder, Eltern und Erzieher eingebunden und spezifisch angesprochen werden.

Im fünfundzwanzigsten Jahr des Bestehens der Verbraucherzentrale Hessen verlagert sich auf politischer Ebene die Zuständigkeit für Verbraucherfragen vom Hessischen Wirtschaftsministerium zum Hessischen Ministerium für Arbeit, Umwelt und Soziales. Die Effizienz von Einzelberatungen, eine grundsätzliche Aufgabe der Verbraucherberatung, wird angezweifelt und erstmals eine Neuorientierung der Verbraucherarbeit in Hessen angestoßen, aber noch nicht umgesetzt. Erfreulich ist, dass angesichts solcher Vorhaben die Beratungszahlen wieder deutlich steigen.
Zwei Jahre später wird die Zuständigkeit wieder an das Hessische Wirtschaftsministerium zurück übertragen und diese Diskussion vorerst beendet.

1985

Wein mit Frostschutz: in diesem Jahr ist die Arbeit der Ernährungsexperten vom Glykolweinskandal geprägt. Die Berichte über den mit Frostschutzmittel gepanschten Rebensaft verunsichern die Verbraucher sehr. Öffentlich fordert die Verbraucherzentrale Hessen die Weinhändler zu freiwilligen Rückrufen auf. Den Verbrauchern empfiehlt sie, den fraglichen Wein in die Läden zurückzubringen und das dafür gezahlte Geld zurück zu verlangen.

Es bleibt nicht bei diesem einen Lebensmittelskandal. Krebs erzeugendes Nitrat im Kopfsalat und unappetitliches Flüssig-Ei in Nudeln beschäftigen die Ernährungsabteilung ebenso wie Nahrungsmittelallergien und –unverträglichkeiten. Auch Farb- und Konservierungsmittel in industriell gefertigten Nahrungsprodukten führen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Verbrauchern. Die mangelhafte und teilweise durch E-Nummern chiffrierte Zutatenkennzeichung erschwert hierbei einen vorbeugenden Gesundheitsschutz.

Im Zuge der Zielgruppenarbeit für sozial benachteiligte Bürger zeigt die Verbraucherzentrale Hessen in der Ausstellung Richtig essen mit wenig Geld, wie man sich auch mit einem geringen Einkommen preiswert und gesund ernähren kann.

Umweltschutz wird auch in der hauswirtschaftlichen Beratung thematisiert. Angesichts des Waldsterbens stellen sich Verbraucher zum Beispiel die Frage, ob man sich überhaupt noch einen Weihnachtsbaum anschaffen sollte. Der Blaue Engel ist für viele Konsumenten zum Kriterium für einen umweltbewussten Einkauf geworden.

1986

Am 26. April ereignet sich im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl die bisher schwerste Umweltkatastrophe mit weltweiten Folgen. Der Atomreaktor des Blocks 4 explodiert und die aufsteigende radioaktive Wolke verseucht nicht nur die Region, sondern auch weite Teile Nord- und Mitteleuropas. Wind und Regen bringen die unsichtbare Gefahr auch nach Deutschland, in kürzester Zeit kommt es zu tausenden Anfragen besorgter Bürger. Die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Hessen werden angesichts dieser Katastrophe zu wichtigen Anlaufstellen. Die Telefonleitungen sind überlastet und die Beraterinnen leisten unermüdlich Aufklärungsarbeit, sei es über die gesundheitlichen Folgen, Reisestornierungen oder die Kontamination von Lebensmitteln. Der Super-GAU führt zu einer enormen Sensibilisierung der Menschen in Umweltfragen, daher stellt die Verbraucherzentrale Hessen erstmals eine Umweltberaterin ein.

Ausstellung: Vorratsschädlinge

In der Ausstellung Vorratsschädlinge werden all jene Übeltäter benannt, die sich in den heimischen Vorratsschränken an Getreide, Mehl, Teigwaren oder Nüssen gütlich tun. Gleichzeitig können sich die Besucher kundig machen, wie sie dem Befall durch Mehlmotten und Brotkäfer ohne die chemische Keule Herr werden können.

Nicht nur in Gießen, Fulda, Wiesbaden, Hanau und Gießen, auch in Frankfurt wird wieder die Kredit- und Schuldnerberatung angeboten. Trotz der großen Nachfrage wird im Jahresverlauf die Beratung in Gießen und Wiesbaden eingestellt, da das Hessische Sozialministerium die Kosten hierfür nicht übernehmen will.

In Frankfurt ermittelt die Verbraucherzentrale Hessen im Rahmen eines Kreditkostenvergleichs die effektiven Jahreszinsen der verschiedenen Institute für Ratenkredite. Hierbei treten Zinsunterschiede von bis zu 94 Prozent zu Tage.

Am 1. Mai tritt das neue Haustürwiderrufsgesetz in Kraft, über das auch die Verbraucherzentrale Hessen informiert. Es räumt Verbrauchern nun ein zweiwöchiges Rücktrittsrecht bei Haustürgeschäften ein.

1987

Das Land Hessen streicht Personalzuwendungen. Bei der Verbraucherzentrale Hessen müssen daraufhin Stellen abgebaut werden, obwohl die Nachfrage nach Beratungen bei weitem die Kapazitäten übersteigt.

Die Kredit- und Schuldnerberatung hat sich offenbar im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert und wird vielfach zum Rettungsanker für Betroffene. Zahlreiche Verbraucher lassen sich sogar schon vor Abschluss eines Kreditvertrages beraten. Insgesamt 7000 Ratsuchende holen sich in diesem Jahr bei der Verbraucherzentrale Hessen Hilfe zu sittenwidrigen Kreditverträgen, Umschuldungsmaßnahmen, der Durchsetzung von Ansprüchen gegenüber Gläubigern und Banken, Vergleichsverhandlungen und drohenden Zwangsvollstreckungen.

Die Rechtsberatung der Verbraucherzentrale Hessen sieht sich besonders mit Fällen konfrontiert, bei denen Firmen das neue Haustürwiderrufsgesetz aus dem vergangenen Jahr ignorieren. Diese verschweigen zum Beispiel Teilnehmern bei Kaffeefahrten das Widerrufsrecht oder erfinden angeblich vereinbarte Termine bei Haustürgeschäften.

Vorsicht bei Partnervermittlungsagenturen: zahlreiche "schwarze Schafe" machen mit der Einsamkeit Geschäfte. Die Suche nach dem passenden Lebenspartner kann zu einem teuren Vergnügen werden, wenn die Methoden dieser Agenturen nicht bekannt sind. Hier berät die Verbraucherzentrale Hessen.

Ausstellung: Reklamation

Die Ausstellung Reklamation informiert Besucher nicht nur umfassend über ihre Rechte als Verbraucher, sie nennt die zu beachtenden Fristen, Ansprechpartner und klärt über irreführende Werbung auf. Die Verbraucherzentrale Hessen vertritt die Ansicht, dass nur ein aufgeklärter Verbraucher das Potential hat, zu einem mündigen und selbstbewussten Marktpartner zu werden.

In einer gemeinschaftlichen Kampagne der Verbraucherzentralen und der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V. (AgV) werden die Verbraucher zum Boykott der FCKW-haltigen Spraydosen aufgerufen. An die Industrie wird appelliert, unproblematische Alternativen für die klimaschädlichen Treibgase zu entwickeln. Die Bundesregierung wird aufgefordert, deren Anwendung zu verbieten. Ergänzend zeigt die Verbraucherzentrale Hessen in allen Beratungsstellen die Ausstellung FCKW – Vorsicht Spraydosen!

Nitrat im Mineralwasser, Salmonellen in Nudeln und Listerien im Käse erschrecken die Verbraucher. Doch der Perchlorethylen-Skandal übertrifft diese Unappetitlichkeiten. Das Krebs erzeugende Lösungsmittel wird in chemischen Reinigungen verwendet und reichert sich in Lebensmitteln an. Zum Schutz der Verbraucher fordert die Verbraucherzentrale Hessen die Kontrolle chemischer Reinigungen durch die Lebensmittelüberwachung. Zudem muss die Einrichtung von solchen Betrieben neben Lebensmittelgeschäften untersagt werden. Auch die Bedeutung von geschlossenen Kühlketten für die Lebensmittelhygiene unterstreichen die Ernährungsexperten nachdrücklich.

Ausstellung: No food – no future

Im Rahmen der Aktion No food – no future macht die Verbraucherzentrale Hessen in Kindergärten, Schulen, Kantinen, Altersheimen und Zahnarztpraxen unter anderem durch spezielle Ausstellungen auf die Bedeutung der Vollwerternährung aufmerksam.

Gesunde Tiere – Qualität der Nahrung – gesunde Menschen lautet der Titel einer Podiumsdiskussion der Verbraucherzentrale Hessen mit dem Geflügelwirtschaftsverband Hessen. Die Teilnehmer erörtern die Haltungsbedingungen in den landwirtschaftlichen Großbetrieben und die Vorteile, die dem Konsumenten durch die artgerechte Haltung von Nutztieren entstehen.

1988

In allen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Hessen besitzt mittlerweile mindestens eine Mitarbeiterin Rechtsberatungsbefugnis. Komplizierte Fälle werden weiterhin an die Anwälte übergeben. Insgesamt gehen in diesem Jahr die Beratungen aufgrund des anhaltenden Personalmangels wieder zurück.

Als besonders problematisch erweisen sich Verträge mit Fitness-Studios. Für viele Verbraucher sind diese nicht transparent genug, gerade das Kleingedruckte hat es dabei in sich. Die Verbraucherzentrale Hessen erhält Verträge mit zweifelhaften oder sogar unzulässigen Konditionen und leitet diese zur Abmahnung an den Verbraucherschutzverband (VSV) weiter.

Keine Werbung einwerfen! Der beliebte Aufkleber der Verbraucherzentrale Hessen dämmt bei Verbrauchern die unerwünschte Werbeflut in den Briefkästen ein.

Das Robbensterben an der Nordsee und der Algenteppich an der Adriaküste löst zahlreiche Anfragen zu Reisestornierungen aus.

Ausstellung: Versicherungen

Aktion zum Thema Brotqualität

Die Ausstellung Versicherungen soll dem diesbezüglich großen Informationsbedürfnis der Verbraucher nachkommen. Fragen zu Kapitallebensversicherungen, Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherungen werden am häufigsten gestellt. Ergänzt wird das Beratungsangebot durch den Ratgeber Richtig versichert – viel Geld gespart, der bei der Verbraucherzentrale Hessen erhältlich ist.

Die Mikrowelle wird als Helfer im Haushalt entdeckt. In den hauswirtschaftlichen Beratungen der Verbraucherzentrale Hessen erhalten Ratsuchende neben Produktinformationen auch Einschätzungen über den Sinn und Unsinn dieses Gerätes.

Kinderreiche Familien und Alleinerziehende bekommen die Folgen der neuen Sozialpolitik in ihren Geldbeuteln am deutlichsten zu spüren. Die Budgetberatung der Verbraucherzentrale Hessen wird immer häufiger von allein erziehenden Müttern in Anspruch genommen, oft muss sogar die Schuldnerberatung mit einbezogen werden.

Die Ernährungsfachleute der Verbraucherzentrale Hessen beteiligen sich an einer Aktion zum Thema Brotqualität. In elf hessischen Städten werden Brotsorten auf ihren Ballaststoff– und Salzgehalt überprüft und in einer Umfrage die Positionen der Verbraucher zu diesem Thema ermittelt. Zusammen mit der Frankfurter Rundschau startet die Verbraucherzentrale Hessen eine entsprechende Telefonaktion.

1989

Aktion: Es geht auch ohne PVC!

Es geht auch ohne PVC! Der Krebs erzeugende Weichmacher Polyvinylchlorid findet sich nicht nur in Plastikflaschen und Folien, sondern auch im Spielzeug. Die Verbraucherzentrale Hessen fordert eine klare Kennzeichnung von umwelt- und gesundheitsschädigenden Inhaltsstoffen, um den Verbrauchern endlich eine Auswahl geeigneter und ökologischer Produkte zu ermöglichen.

Putzen ohne Risiko: in der Schau Hausreinigungsmittel werden die Konsumenten umfassend sowohl über umweltschonende als auch über gefährliche oder giftige Reinigungsmittel aufgeklärt.

Mit einer breit angelegten Presseaktion beginnt die Verbraucherzentrale Hessen ihr öffentliches Engagement für regionale Lebensmittel. Zudem startet sie einen Aufruf zum Verzicht auf Tropenholz zum Schutz des Regenwaldes.

Ausstellung: Fast Food

Mit der Ausstellung Fast Food setzen die Ernährungsfachleute ihre Aktivitäten für eine vollwertige Ernährung fort und informieren gezielt Jugendliche über dieses Thema. Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) wird erneut der Müslierlaß für die Verpflegung in hessischen Schulen gefordert – und dieses Mal mit Erfolg.

An der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt veranstaltet die Studenteninitiative Marketing zwischen Theorie und Praxis e.V. (MTP) am 4. Juli vor rund 150 Zuhörern eine Podiumsdiskussion unter dem Motto Ist Werbung unmoralisch? Zu den Teilnehmern gehört neben zwei Wirtschaftsprofessoren und einem Vertreter der Werbeagentur Lintas auch die Vorsitzende der Verbraucherzentrale Hessen Lydia Rothacker.

Ein Urteil des Bundesgerichtshofes bestätigt den Unterlassungsanspruch gegen Unternehmen, die trotz der ausdrücklichen Willensbekundung der Verbraucher durch den Aufkleber mit der Aufforderung Keine Werbung einwerfen! dennoch Werbematerial in den Briefkasten stecken.

In Bruchköbel und Obertshausen werden in diesem Jahr neue Infotheken eingerichtet. Die Infotheken der Verbraucherzentrale Hessen umfassen mittlerweile 166 Ordner zur Selbstinformation.